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Infoheft 2009.3 |
Ein Beitrag in der Serie
"Zeitgenosse von Palitzsch:"
Benjamin Franklin
"Dem Himmel entriß er den Blitz - den Tyrannen das Zepter!"
D'Alemberts Sinnspruch galt einem Mann, der maßgeblich an der
Erringung der Unabhängigkeit der Vereinigten Staaten von
Amerika und am folgenden Friedensschluss mit England beteiligt
war. Vielleicht ist es nicht ganz unpassend, in Zeiten, wo das
Volk der USA sich einen neuen Präsidenten wählte, an Benjamin
Franklin zu erinnern.
Die Lebenszeit Benjamin Franklins, des 15. Kindes eines
unbemittelten Seifensieders und Kerzenziehers, überstreichte
das auf dem nordamerikanischen Kontinent als Epoche der
Aufklärung und Freiheitskämpfe eingegangene 18. Jahrhundert.
Geboren 1706 in Boston, gestorben 1790 in Philadelphia, bot
ihm das Leben eine Fülle von Arbeit, Erkenntnis,
Gedankenaustausch, Anregung aus der Wissenschaft, mit Fleiß
und Tatkraft umgesetzte Ideen.
Die für ihn als 10. Sohn vorgesehene geistliche Erziehung
endete nach kurzjährigem Schulbesuch. Mit zehn Jahren half er
zunächst im Gewerbe seines Vaters, erlernte kurz darauf bei
einem seiner Brüder das Druckerhandwerk, wo er bereits mit 15
Jahren die von Bruder gegründete Zeitschrift herausgab, die
zweite Zeitung Nordamerikas überhaupt. Ein Zerwürfnis mit dem
Bruder ließ ihn nach Philadelphia gehen, von wo aus er nach
Überfahrt nach England einige Erfahrungen im Druckgewerbe
sammelte und bei seiner Rückkehr eine eigene Druckerei
aufbaute. Schon recht bald erhielt der hoffnungsvolle junge
Mann Regierungsaufträge, erweiterte sein Geschäft mit einem
Handel, der sich nicht nur auf drucktypische Waren bezog.
Selbst im Sklavenhandel probierte er sich aus, wovon er sich
jedoch bald distanzierte aus Unvereinbarkeitsgründen mit
seinen moralische Auffassungen zur Würde des Menschen. Wen
wunderte es also, dass er 1758 den Vorschlag zur Errichtung
einer Schule für Schwarze in Philadelphia unterbreitete und
später, 1787 als Präsident der "Pennsylvania-Gesellschaft zur
Abschaffung der Sklaverei" aktiv wurde.
Zeitig erreichte er sein Ziel der wirtschaftlichen
Unabhängigkeit, das nach seinen bürgerlichen praktischen
Auffassungen als Vorraussetzung dafür galt, ungestörte
Studien, Experimente, die Schriftstellerei und Projekte im
öffentlichen Interesse zu verfolgen. Mit 42 Jahren begann er
verstärkt, die Harmonie von privaten und gesellschaftlichen
Interessen zu verwirklichen: Er baute eine gemeinnützige
Bibliothek in der Stadt auf, die Muster für das Land wurde.
Benjamin Franklin, dessen Bildungsweg maßgeblich durch die
mühsam abgesparten Bücher begleitet wurde, sah darin eine
Hilfe für die ebenso schwach bemittelten Mitmenschen. Er
kümmerte sich um eine regelmäßige Straßenreinigung,
Kanalisation, Stadtbeleuchtung, Stadtpolizei und Miliz in
Pennsylvania. Weitere Vorschläge betrafen die Verbesserung des
Postwesens und mit Hilfe seiner Druckerei und dem entwickelten
schriftstellerischen Talent äußerte er sich bereits 1729 in
einem Essay über die "Natur und Notwendigkeiten einer
Papierwährung", die Noten dafür entstammten seiner
Druckarbeit. Bereits früh schrieb er seine Erkenntnis nieder,
dass Arbeitszeit als der eigentliche Maßstab der Werte
anzusehen ist.
Mit solchen wachen Sinnen begabt und fähig, Anregungen
aufzunehmen sowie Erkenntnisse überzeugend zu formulieren, ist
es kein Wunder, dass sich Benjamin Franklin vielen nützlichen
Dingen widmete. Dazu gehören: Die Erfindung des Blitzableiters
- eine Leistung, die unabhängig auch der Tscheche Devic
machte.
Von Franklin stammt auch die Konstruktion einer speziellen Uhr
und eines neuartigen sparsamen Ofens. Für letzteren sollte er
doch ein Patent anmelden, war ihm geraten. "... da wir auch an
den Erfindungen anderer große Vorteile ziehen, sollten wir uns
über eine Gelegenheit, andere durch irgend eine Erfindung von
uns zu dienen, freuen und ihnen diese freiwillig und großmütig
zugute kommen lassen" war Franklins Kommentar. Seine Studien
betrafen ferner die Gebiete der Chemie, Medizin, Geologie,
Meteorologie und mehr. Von seinen Erkenntnissen zum Wesen des
Golfstromes wurden wichtige nautische Konsequenzen abgeleitet.
Die Reihe ließe sich fortsetzen und die Frage stellen, wie
sich so ein Geist entwickelte? Mit Sicherheit war sein eigens
Bildungsbedürfnis und das Interesse an der Verbreitung von
Wissen eine wichtige Basis. Mit 21 Jahren gründete er den
Debattierclub "Junto Club", auf dessen jahrzehntelanger
Tätigkeit später die Gründung der "Amerikanischen
Philosophischen Gesellschaft" und die der Universität von
Pennsylvania sowie einer Jugendakademie zurückgeht.
Vieles ließe sich noch aus dem bewegten Leben Benjamin
Franklins berichten, doch an dieser Stelle soll noch einmal
spezieller auf seine Arbeiten zur Elektrizität näher
eingegangen werden, die er in den Jahren 1751 bis 1753 in der
Schrift "Experimente und Beobachtungen zur Elektrizität"
niederlegte. In Europa spielten zum damaligen Zeitpunkt schon
länger Experimente zur Reibungselektrizität eine Rolle und
fanden zwecks Belustigung z. B. mit der Leidener Flasche,
einer quecksilbergefüllten Glasflasche und Vorform des
heutigen Kondensators, Eingang in die Salons. Von einem
englischen Freund erhielt Franklin eine Glasröhre und
experimentierte. Über seine Studien berichtete er wie folgt:
".. Einem Aufsatz, den ich für Mr. Kimersky schrieb, über die
Identität des Blitzes mit der Elektrizität, schickte ich an
Dr. Mitchel, einen meiner Bekannten und ebenfalls Mitglied
jener Gesellschaft ("Königliche Gesellschaft" in England-
d.Verf.) der mir darüber berichtete, der Aufsatz sei
vorgelesen, aber von den Sachverständigen verlacht worden. Als
man jedoch den Aufsatz Dr. Fothergill zeigte, hielt er sie für
zu wertvoll, um totgeschwiegen zu werden und riet, sie drucken
zu lassen." ... " Was meinem Buch zu um so schnellerer und
allgemeiner Berühmtheit verhalf, das war der Erfolg eines der
darin vorgeschlagenen Experimente, das von den Messieurs
Dalibard und de Lor in Marly angestellt wurde, nämlich: den
Blitz aus den Wolken zu ziehen. Dies erregte überall
öffentliche Beachtung." In England erfolgte die Wiederaufnahme
der Franklinschen Schriften in die Diskussion der "Königlichen
Gesellschaft", die darauf hin ".. die Wahrheit des
Experiments, dass man mittels einer zugespitzten Eisenstange
sich Blitze aus den Wolken verschaffen könne, festgestellt..."
1753 erhielt Franklin die goldenen Medaille der "Königlichen
Gesellschaft" und wurde zu deren Mitglied berufen. Ob nun
unser Johann Georg Palitzsch von den Experimenten Franklins
erfuhr, oder sich auf der tschechischen Seite zum Bau eines
Blitzableiters kundig machte, ist nicht verbürgt. Fest steht
jedoch, dass er eine eigene Konstruktion auf seinem Bauernhof
in Prohlis anbrachte und das Dresdner Schloss damit bestückte.
Ingrid Körner
Quellen und Empfehlung für die eigene Lektüre:
1) Benjamin Franklin, Autobiographie, Gustav Kiepenheuer
Verlag, Leipzig und Weimar, 1983
2) W. Schreier u.a., Geschichte der Physik - Ein Abriss, VEB
Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1988, S. 199 ff.
Bildnachweis:
Das Bild wurde entnommen aus: Benjamin Franklin, Autobiographie,
Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig und Weimar, 1983
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