Wiederentdeckung leicht gemacht?  oder der Komet 1982i - Halley

 

Am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1758 richtete J.G.Palitzsch seinen 8-füßigen Refraktor auf den Stern Mira im Sternbild Walfisch. Auch Ausschau haltend, "...ob sich nicht etwan der seit längerer Zeit verkündete und sehnlich erwünschte Komet nähere oder zeige..." *

von  Ingrid Körner

Gründungsmitglied


Die Beobachtungsjahre von drei großen Kometen liegen bekanntlich erst einmal hinter uns: 1986 Halley, 1996 Hyakutake und wer erinnert sich nicht an Hale-Bopp vom Frühjahr 1997.


Erst im Jahr 2062 wird es wieder richtig spannend, wenn sich der von Edmond Halley im 17. Jahrhundert berechnete Komet in unseren Breiten zeigt. 
Welch ein Fieber muß die Astronomengemeinde damals erfaßt haben, als das Jahr 1758 zur Neige ging und die Wiederkehr dieses Kometen allseits erwartet wurde.
Vielleicht fühlt der Leser mir nach, zu gern wüßte ich mehr, wie denn nun dieses Ereignis der Wiederentdeckung ablief.
Wären wir mit damaligem Wissen und der Teleskoptechnik aus den Anfangsjahren auch zu dieser Leistung in der Lage, die Bahn zu berechnen, das winzige lichtschwache Fleckchen am Himmel zu finden?
Also heißt es erst einmal nachzusehen, welche Beobachtungsbedingungen herrschten, vom Wetter mal ganz abgesehen, so weit zurückliegend gibt es ja leider noch keine ständigen Aufzeichnungen.
An dieser Stelle bin ich sehr froh, daß unser Vereinsmitglied Gottfried May mir den Tip mit SKYLEX 95** gab, also schnell den Computer hochgefahren und das Sternkarten-Berechnungsprogramm gestartet.
Erste Frage: wann stieg Halley aus der Tiefe des Sonnensystems über den Sichtbarkeitshorizont und zwar mit einer beobachtbaren Helligkeit? Ab 10. Dezember 1758 war er zumindest in mit 1 AE in Erdnähe, auch die Entfernung zur Sonne betrug nur 1,8 AE. 
Am 16.12.1758 erreichte er eine Helligkeit von 5,2 Größenklassen, stand jedoch chancenlos gegen das Licht des 16 Tage alten und fast noch vollen Mondes am Himmel, der nach der Dämmerung aufging.
Nehmen wir also lieber gleich die Startdaten von Johann Georg Palitzschs Wiederentdeckung: 25.12.1758 in der siebenten Stunde. Der erste Weihnachtsfeiertag war es, Zeit und Muße genug denke ich mir, das Teleskop auf die Kometenjagd vorzubereiten.
Schnell ließ ich die Sternkarte auf dem Monitor jetzt drehen und stellte fest: kurz nach dem Sonnenuntergang um 16 Uhr folgten Mars und Merkur hinter den Horizont. Der Mond störte nicht und Saturn am Südhimmel leuchtete mit 1,1 Größenklassen sicher schon bald in die Dämmerung hinein.
Ab 18 Uhr stand Orion, das imposante Wintersternbild, am Osthorizont, Cassiopaia hoch im Zenit und über dem Südhorizont dürfte Mira, die schöne Veränderliche im Sternbild Walfisch, mit 2,0 Größenklassen gut zu sehen gewesen sein.
Weit über den Südhorizont erstreckte sich das Sternbild Fische in etwa 40 Grad Höhe, darüber Pegasus und Andromeda mit Sirrha, ihrem Alpha-Stern und 2,1 Größenklassen Helligkeit. 
Wie wenig hell dagegen leuchteten die Sterne des Fisches (Piscium): Alrisha, der Alpha-Stern zeigte gerade 3,9 Größenklassen, in der Mitte Delta-Piscium 4,6 und Epsilon-Piscium 4,5. 
Und dort hat Palitzsch ihn entdeckt? Mit nur 5,0 Größenklassen noch dunkler als die beiden Mittelsterne des Fisches? Mein Staunen ist groß, zumal sein verwendetes Fernrohr aufgrund der Öffnung nicht gerade ideal geeigner war. Da kann ich nur sagen: gute Vorbereitung, Glück mit dem Wetter und zielsichere Suche. Ob er noch zweifelte? Bestimmt, denn am nächsten Abend wiederholte er seine Beobachtungen: der diffuse Fleck war wirklich der gesuchte Halleysche Komet und die Fachwelt bestätigte es Palitzsch anerkennend und wortreich. 
Wer sich näher dafür interessiert, der besuche wieder einmal das Heimat- und Palitzsch-Museum auf der Gamigstraße 24 in 01239 Dresden (Tel.: 284 3030)

© 2001 Ingrid Körner

Dieser Artikel erschien im Informationsblatt der Palitzsch-Gesellschaft Jg. 2 (2001) Nr. 4

 

* Das Zitat Palitzschs wurde aus J. Helfricht / S. Koge: Chr. Gärtner und J.G. Palitzsch: Bauern- astronomen aus Tolkewitz und Prohlis bei Dresden entnommen.

 

** Das PC-Programm SKYLEX 95 hat Frank P. Thielen aus Koblenz entwickelt.

 

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