1000 Jahre Prohlis                                        1    2    < zum Teil  >  4

In mehrteiliger Folge berichtet der langjährige ehemalige Leiter des Heimat- und Palitzsch-Museums aus der Geschichte des Dorfes Prohlis bei Dresden, eines heute zur Landeshauptstadt gehörenden Stadtteiles mit mehr als 20 000 Einwohnern.

Siegfried Koge

von Siegfried Koge

Gründungsmitglied

(Teil 3)


Der Palitzsch-Hof


Dem schon erwähnten Prohliser Hof Nr.11, dem Palitzsch-Hof, soll der 3.Teil unserer Serie gewidmet sein. Er entstand im Zuge der deutschen Einwanderung nach 1100 durch einen fränkischen Siedler am Südostrand des geschlossenen Runddorfes. Das Jahr der Erbauung ist unbekannt. Was wir wissen: Es war ein prächtiger Vierseitenhof, wie wir ihn heute noch in Altreick am Hof Reiche (Pension) bewundern können. Urkundlich ist eine Familie Orisch in mehreren Generationen als Besitzer 1418 genannt. 
Hans Palitzsch, der Großvater des Prohliser Bauernastronomen, kaufte den Hof 1686 für 3.500 Taler. Er kam aus Coschütz herüber. Sein Sohn verstarb früh, so daß ein Bauer namens Philipp die Wirtschaft übernahm, bis der Hof 1744 erblich Johann Georg Palitzsch zufiel und in dessen Familie bis 1838 verblieb.
Von da an folgten 11 Besitzer in rascher Folge bis zum Abriß 1978. Zwischendurch gehörte der Hof Carl Georg von Lüttichau und dem Bauherrn des Prohliser Schlosses, Freiherrn Christian von Kap-herr.
Der heutige PALITZSCHHOF auf der Gamigstraße ist nicht der historische, aber der nach Palitzsch benannte. Das Original befand sich hinter den 10 -Geschos-sern der Georg-Palitzsch-Straße.


Der Hof unter Palitzschs Händen


Den Hof, ein 1 1/2-Hufen-Gut (1 Sächs. Hufe 10 -15 ha), die Gebäude Fachwerk, kaufte der volljährige Palitzsch für 3.100 Meißner Gulden von seiner Mutter. Das lebende Inventar waren 4 ältere Pferde, 7 Kühe, 3 Jungkühe, 4 Ziegen und zwei Schweine.
Palitzsch, von seinem Stiefvater Philipp streng zum Landwirt erzogen, verwandelte mit Fleiß und Können sein Erbe in einen Musterhof mit gutem Ruf. 
Als Sachsen nach dem 7 jährigen Krieg (1756-1763) wirtschaftlich am Boden lag, berief man Palitzsch als bekannten Ökonomen in die neugegründete Leipziger Ökonomische Gesellschaft, die mithelfen sollte, das Vaterland wieder hoch zu bringen. Mit der Einführung des Kartoffelanbaus im Elbtal, schloß Palitzsch eine große ,,Marktlücke", was ihm gewiß den nötigen Gewinn für seine wissenschaftlichen Arbeiten und Sammlungen einbrachte. Bedeutend war auch sein botanischer Garten, der vom Kurfürsten Friedrich August III. und oft vom benachbarten Grafen Bünau aus Nöthnitz besucht wurde.
Wer Palitzschs Rat suchte oder seine Sammlungen sehen wollte, mußte bis morgens 6 .Uhr erscheinen. Ansonsten war er in seiner ,,Ökonomie" und ließ sich von niemandem stören. Die Mahlzeiten nahm er mit Familie und dem Gesinde an einem Tisch ein, die mit ihm in die gleiche Schüssel tauchten.
Johann Georg Palitzsch (1723-1788) wurde von seinem zeitgenössischen Biografen wie folgt charakterisiert: Palitzsch ist ziemlich groß, stark und ansehnlich. Ein großer, nobler Charakter mit Verstand und Klugheit, einem hellen Geist und viel Energie. Nur so ausgerüstet, konnte er das Riesenpensum in Landwirtschaft und den Wissenschaften leisten, wovon wir zu letzterem im 4. Teil lesen werden.

 

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© 2001 Siegfried Koge

Dieser Artikel erschien im Informationsblatt der Palitzsch-Gesellschaft Jg. 2 (2001) Nr. 5

 

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